Modenschau im Ochsenstall
Theater in Ebingen Heilig-Kreuz-Saal wird zum Ochsenstall
Hans Raab 24.10.2022 - 15:26 Uhr
Ein bisschen aufgeregt waren sie schon, die Mitglieder des Theatervereins Laienspielbühne Heilig-Kreuz, vor der Premiere ihres neuen Stücks: Es war das erste nach zwei Jahren Pause.
Albstadt-Ebingen - Wie wird die Komödie "Modenschau im Ochsenstall" beim Publikum ankommen? Die Generalprobe lief nicht ganz glatt – in Theaterkreisen ein gutes Omen. Und das Theaterstück aus der Feder von Jonas Jetten entpuppte sich als klassische Bauernkomödie, in der die Akteure durchweg in ihren Rollen aufgingen.
Die Geschichte spielt auf dem Hof von Paul Hartmann (Justin Stannage) und dessen Frau Mathilde (Uschi Kowalski). Etwas abseits, im Stück aber von zentraler Bedeutung, steht das Hofklo: Häufig frequentiert dient es als lauschiges Plätzchen, wo manches Geheimnis hörbar wird. Landwirt Paul hat sich zu viele Tiere, vom Esel über Alpakas bis zu Karnickeln, die das Budget weit übersteigen. Zudem verweigert Zuchtbulle Bruno seine Dienste – der Hof steht vor dem Ruin. Auch Pauls Hobby, die Malerei, ist keine Geldquelle, Einen Ausweg aus der Notlage hat Franz Stolz (Fabian Räffle), Pauls bester Freund und "Franzdampf in allen Gassen", in der Zeitung entdeckt: Die Agentur "Moppel" sucht eine Location für eine Modenschau, und Franz sorgt dafür, dass der alte Ochsenstall ins Rennen geht.
Keine Models – und was nun?
Die Agentur organisiert, liefert Kleider, doch die Models landen nach einem Unfall im Krankenhaus. Weil die Modenschau ausverkauft ist, tüftelt Mathilde an Plan C: die Veranstaltung mit eigenen Leuten stemmen.
Wer nun erwartet hatte, dass Dorftratsche Klementine Dreist (Beate Mayer), Nachbarin Sophia Meier (Anita Nessler) oder Hofherrin Mathilde ihre Reize zur Schau stellen, wurde enttäuscht. Letztere fungiert als Moderatorin, die beiden anderen als Jurorinnen. Die Schau selbst inszenieren "Pauline", "Franziska" und "Brunhilde" – und die Presse fällt ein niederschmetterndes Urteil: "Statt einer Show wurden nur Ochsen präsentiert." Auch Pauls Malerei spielt eine Rolle: Ein Bild, bei dem Zuchtbulle Bruno mitgemischt hat, ist plötzlich verschwunden, taucht dank Kunsthändler Dr. Bruno Braun (Markus Beisel) aber wieder auf.
Ein Kunsthändler wie ein Zuchtbulle
Gespickt ist das Stück mit Kommentaren von Dorftratsche Klementine Dreist und Nachbarin Sophia Meier, die für gehöriges Durcheinander sorgen und Kunsthändler Bruno Braun Eigenschaften des Zuchtbullen Bruno zuschreiben.
Als sich herausstellt, dass Paul eine Halbschwester hat, wollen beide diese ominöse Verwandte sein. Anscheinend hatte Pauls Vater ein abwechslungsreiches Liebesleben, und Paul muss vermuten, mit halb Ebingen verwandt zu sein.
Der Schwank lebt von Verwirrungen, Verwechslungen und reichlich Situationskomik, meisterhaft von den Darstellern umgesetzt, die nicht mit eindeutigen Zweideutigkeiten sparen. Manchmal wird es dabei recht deftig, aber nie vulgär, und so löste ein Lacher den anderen ab.
Der Chef lebt seine Rolle
Beate Mayer verkörperte die Dorftratsche frech, witzig und hintersinnig. Etwas behäbig, und doch mit Witz und Esprit, agierte Anita Nessler als Sophia. Herzerfrischend und sympathisch, nie um eine Lösung verlegen, gab Uschi Kowalski die Mathilde. Justin Stannage, der Vereinschef, als Bauer Paul lebte seine Rolle, manchmal aufbrausend, dann wieder leidend, aber immer mit Humor. Fabian Räffle spielte Freund Franz so, wie ein Freund eben ist: hilfsbereit, mitfühlend, nie um eine Idee verlegen. Und schließlich Markus Beisel als Kunsthändler Braun – eine ehrliche Haut und missverstanden, glaubt er dennoch an das Gute im Menschen.
Wird der Hof letztlich vor dem Ruin gerettet? Hat Paul wirklich eine Halbschwester? Was wird aus Pauls Gemälde? Hält nur der Lokaljournalist die Modenschau für einen Reinfall? Fragen, die dem Premierenpublikum natürlich aufgelöst wurden. Die Besucher strahlten nach der Veranstaltung ebenso wie die Akteure: Die misslungene Generalprobe hatte eine mehr als geglückte Premiere zur Folge.
Weitere Aufführungen: am Samstag, 5. November, in der Festhalle Meßstetten, Karten gibt es im "Adler" in Hossingen, Telefon 07436/ 90 11 997, und an der Abendkasse; am Samstag, 12. November, ab 20 Uhr in der "Sonne" in Straßberg und am Sonntag, 13. November, ab 17 Uhr in der Festhalle Lautlingen, Karten gibt es jeweils an der Abendkasse; am Freitag, 18., und Samstag, 19. November, jeweils ab 20 Uhr in der Festhalle Truchtelfingen, Karten gibt es bei Getränke Biesinger ab Montag, 7. November, und an der Abendkasse. In der Festhalle Margrethausen wird am Samstag, 21. Januar, ab 20 Uhr gespielt; Karten gibt es f in der Bäckerei Deufel ab Montag, 12. Dezember, und an der Abendkasse. Der Eintritt kostet acht Euro; Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre haben freien Eintritt. Der Reinerlös ist für kirchlich-soziale Zwecke bestimmt.